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Der Heros Skandal und welche Fragen sich nun stellen.

Posted by princo - 20.02.2006


Wie man den akteullen Nachrichten entnehmen kann, hat es ein paar Unregelmäßigkeiten beim größten deutschen Geldtransportunternehmen gegeben.

Handelsblatt
NDR Online
networld.at
Hamburger Abendblatt
u.v.a.

berichten derzeit ausführlich.
Der Schaden liegt nach ersten Schätzungen bei etwa 300 Millionen Euro (derzeit).
Dies, für sich genommen, ist bereits ein riesiger Skandal.

Was mich aber viel mehr beschäftigt, ist die Frage wie soetwas überhaupt solange unentdeckt bleiben konnte.

Die Antwort ist verblüffend einfach: Weil es niemanden interessiert hat!

Wer in den letzten Jahrzehnten ab und zu mal eine Bankfiliale besucht hat, dem wird aufgefallen sein, daß es dort gar keine Kassenschalter (und demnach keine Kassierer) mehr gibt.

An dessen Stelle sind moderne Kassenautomaten getreten. Aus einer sehr zuverlässigen Quelle ist mir vor einigen Jahren diesbezüglich ein kaum zu glaubender Sachverhalt bzgl. eines großen Bankinstituts zugetragen worden:

Die Einzahlungsautomaten haben dort oft eine sehr geringe Kapazität, sie können gar nicht soviel Geld aufnehmen, wie tagsüber eingezahlt wird. Daher werden sie mehrmals täglich entleert, und der Inhalt ungezählt in den Bankräumen gelagert. Dieser Vorgang wird i.d.R. von einzelnen Bankangestellten autonom vorgenommen und weder geprüft, noch protokolliert. Nicht einmal ein Vier-Augen-Prinzip ist (oder war) für diesen Vorgang vorgeschrieben.

Im übertragenen Sinne wird das ganze Geld einfach auf einen großen Haufen geschüttet (warum muß ich dabei an Dagobert Duck denken?), abends wird es dann von einer Geldtransportfirma abgeholt und extern gezählt.

Der Heros-Skandal ist eigentlich nur die Spitze eines Eisbergs, denn dadurch, daß viele große Warenhäuser und Banken den simplen (aber aufwendigen) Vorgang des Geldzählens outgesourcet haben, haben sie in vielen Fällen die Kontrolle über ihr Geld einfach verloren.

Es ist sehr stark zu vermuten, daß sich nicht nur Heros-Mitarbeiter an diesem Geld bedient haben, sondern auch Mitarbeiter der Firmen, die diesen Service nutzen.

Den Firmen ist die Diskrepanz zwischen den erwarteten Zahlen und den durch Heros abgerechneten Beträgen mit Sicherheit aufgefallen (immerhin haben die Kassenautomaten die eingenommenen Beträge ja auch gespeichert), aber es stellt sich für mich die Frage, warum diese Sache anscheinend über mehrere Jahre funktionieren konnte.

Was mich daran besonders ärgert, ist die Tatsache, daß die Kunden diese riesige Schlamperei ganz einfach durch höhere Preise und Gebühren bezahlen dürfen.

Und das ist der eigentliche Skandal.

3 Antworten to “Der Heros Skandal und welche Fragen sich nun stellen.”

  1. Marcel said

    Ich glaube nicht, dass der Schaden so ohne weiteres auf die Kunden abgewälzt werden kann. Bei angestrebten 25% Eigenkapitalrendite nehmen die Banken ohnehin von den Kunden, was sie kriegen können, egal wie die Kosten aussehen.

    Angeschmiert sind vor allem die Wachleute, die jetzt um ihren ohnehin schlecht bezahlten Job bangen müssen.

  2. princo said

    Um die ehrlichen Angestellten tut es mir auch sehr leid.

    Es ist nur so, daß dieses Problem durch die jetzt „geschädigten“ Firmen selbst geschaffen wurde.

    Sie haben eigene Kontrollmechanismen abgeschafft, und damit erst die Basis für diesen Betrug gegründet.

    Dieser Sachverhalt war ihnen seit Jahren bekannt, und es war ihnen auch bekannt, daß dieses System zum Nachteil ausgenutzt wurde.

    Aber sie haben anscheinend nichts dagegen getan.

  3. Sandra said

    tja, eigentlich dumm gelaufen.. ne.. *lach* Ich denk, das kann uns wieder blühen. Denn ich glaub, auch andere Länder sparen am falschen Ort..

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