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Internet-Radiogerät „IP-dio mini“

Posted by princo - 28.03.2008


Einleitung
Vor ein paar Tagen habe ich ein sehr interessantes Gerät erstanden, das „IP-dio mini“ der Firma dnt.

Dabei handelt es sich um ein vom PC unabhängiges Internetradio. Kurz vorher hatte ich im Lawblog etwas über dieses Gerät gelesen, und habe gleich zugegriffen, als ich es zufällig im Kaufhaus gesehen habe.

Ich habe ja schon länger mit einem solchen Gerät geliebäugelt, nur hat sich bis jetzt noch nie die richtige Gelegenheit dazu ergeben. Meist lag es daran, daß die Geräte viel zu teuer waren. Mit einem Preis von 89 Euro (Karstadt/Hertie) liegt das IP-dio mini aber in einer Preisregion, die das Gerät für mich interessant macht, außerdem besitzt es einen Lautsprecher, was mir sehr wichtig ist.

Der große Bruder
Es sollte erwähnt werden, daß es von diesem Radio noch einen großen (älteren) Bruder gibt: das IP-dio (ohne mini). Das größere Radio hat zwar mehr Ausgangsleistung (5 Watt) und besitzt zwei Stationstasten mehr, aber dafür hat es keine Fernbedienung, keinen Line-Out-Ausgang, und die WLAN-Leistung ist wohl nicht ganz so gut wie bei dem „mini“-Modell. Man kann durchaus sagen, daß das „IP-dio mini“ eine Weiterentwicklung darstellt.

Das kleine schwarze Radio
Das Radio kommt in einem gut verarbeiteten schwarzen Plastikgehäuse daher, und wird über ein externes Steckernetzteil mit Strom versorgt. Die WLAN-Antenne ist im Inneren des Gerätes untergebracht, was ich sehr praktisch finde.

Die Inbetriebnahme gestaltete sich äußerst einfach: einschalten, das eigene WLAN auswählen, WPA2-Key eingeben, und schon kann man sich aus ca. 11028 Internet-Radiosendern mit Musik berieseln lassen. Die reale Zahl der Stationen dürfte allerdings erheblich darunter liegen, da viele Sender mit verschiedenen Schreibweisen mehrfach vertreten sind.

Das IP-dio hat ein zweizeiliges Display, sechs Tasten und ein Drehrad, über das sämtliche Einstellungen vorgenommen werden.

Der Klang ist subjektiv sehr gut, mit einer ganz leichten Betonung der tiefen Töne. Dadurch wirkt das Klangbild sehr angenehm und warm, aber nicht dumpf. Eine Klangregelung gibt es nicht. Mit 1,5 Watt Ausgangsleistung ist es nicht für eine Flächenbeschallung geeignet. Sehr positiv ist, daß das Radio selbst keine Störgeräusche produziert, bei anderen Geräten ist dies mitunter der Fall, was sich dort z.B. durch leises Rauschen und Zirpen im Lautsprecher äußert.

Bei allen Bedienungsschritten reagiert das Radio sehr direkt. Es gibt keine unnötigen „Denkpausen“ (außer beim Senderwechsel, aber das ist natürlich systembedingt).

Das Radio kann schnell intuitiv bedient werden, die Anleitung braucht man anfangs nicht. Kommt man aber später an einen Punkt, wo man die erweiterten Funktionen nutzen möchte, so sollte man die mitgelieferte Anleitung beiseite legen, und sich unbedingt die aktuelle Bedienungsanleitung von der dnt-Webseite herunterladen. Einige wichtige Dinge sind in der beigelegten Anleitung nicht aufgeführt, die betreffenden Absätze fehlen einfach. Zudem hat das Radio durch Firmware-Updates mittlerweile neue Funktionen erhalten, z.B. einen 5-fach Alarm, Meta-Daten-Anzeige und eine zusätzliche Suchfunktion.

Etwas unschön ist, daß die mitgelieferte Folientasten-Fernbedienung relativ exakt auf das Radio ausgerichtet werden muß. Wandreflektionen können leider nicht ausgenutzt werden.

Die erweiterten Funktionen
Zuerst einmal spielt das Gerät sämtliche Streaming-Formate ab, zusätzlich auch Real Audio, OGG und AAC. Nur bei AAC+ muß es passen, ein AAC+ Stream wird zwar abgespielt, allerdings wird die höhere Qualität nicht ausgegeben.

Mit nur drei dürren Sätzen weist die Bedienungsanleitung auf den Dienst von reciva hin. Das ist schon seltsam, denn über diesen Dienst werden die meisten erweiterten Funktionen des Radios konfiguriert. Dort kann man die angebotenen Radiostationen in eine interne Favoritenliste eintragen, welche automatisch auf das Radio übertragen wird. Man kann natürlich auch eigene Streams definieren, dazu später mehr.

Podcasts
Über reciva.com lassen sich zudem beliebige Audio-Podcasts abonnieren. Allerdings lassen sich diese nicht pausieren oder spulen. Hier merkt man einfach, daß es sich konzeptionell um ein Radio handelt.

Medienwiedergabe
Das Gerät verfügt zwar nicht über einen externen USB-Anschluß und es hat auch keine Möglichkeit Speicherkarten zu lesen. Aber man kann kann damit auf Windows-Shares oder UPNP-Server im eigenen Netz zugreifen. Das ist z.B. für Besitzer von Fritzboxen mit USB-Anschluß interessant, weil die genau dieses Feature bereitstellen. In dieser Betriebsart werden auch die gespielten Titel angezeigt, was im Radio-Betrieb nicht der Fall ist. Eine Besonderheit des Geräts hierbei: es gibt einen Shuffle-Modus, was bei anderen Geräten meist nicht der Fall ist.

Tips und Tricks: last.fm
Mit Hilfe des Programms lastfmproxy kann man die Ausgabe des last.fm-Streams auf das Radio umleiten. Dazu ist es allerdings notwendig, daß dieser Proxy-Dienst auf einem PC läuft. Wie das funktioniert, kann man hier nachlesen.

Handhabung/Sonstiges
Im täglichen Betrieb vermisst man möglicherweise ein paar zusätzliche Stationstasten am Gerät, über die Fernbedienung lassen sich aber 99 Programmplätze verwalten.

Das Display läßt sich ausgezeichnet dimmen. Das Radio hat auch eine Weck- und eine Abschaltautomatik. Eine dicke Snooze-Taste fehlt allerdings. Als Radiowecker würde ich das das Gerät aber nicht unbedingt einsetzen wollen.

Der WA-Faktor ist > 0,85 (WAF)

Was fehlt?
Es ist schade, daß bei diesem Gerät kein FM-Teil (also richtiges Radio) dazugepackt wurde. Allerdings wird ein entsprechendes Modell (IPdio mini pro) wohl sehr bald auf dem Markt erscheinen, wie man hier sehen kann.

Wozu braucht man solch ein Gerät?
Die Frage ist durchaus berechtigt, denn schließlich kann man Internet-Radio auch über den PC hören, und hat hier sogar noch viel mehr Funktionen (z.B. Aufnahme) zur Verfügung.

Nur ist ein PC wesentlich umständlicher zu bedienen, und man kann ihn meist schlecht in Küche oder Bad plazieren.

Mit einem IPdio mini hat man wieder dieses richtige Radio-Feeling, es macht einfach Spaß sich durch die Sender zu wühlen. Auf dem Schreibtisch oder im Regal macht das Radio auch eine sehr gute Figur.

Nachtrag: Datenschutz
Durchaus kritisch sollte man die Datenschutzerklärung (Privacy-Policy) auf der reciva-Seite betrachten. Die persönlichen Daten können nämlich an den Hersteller des Radios, und den Anbietern zugebuchter Dienste weitergegeben werden. Ob dazu auch die persönliche Stationsliste oder die genutzten Sender gehören, konnte ich leider nicht herauslesen (im Zweifel wird es weitergegeben).

Wenn man sich für die Nutzung des Dienstes entscheidet, sollte man auf jeden Fall äußerst sparsam mit der Angabe der persönlichen Daten sein. Es ist vielleicht keine schlechte Idee, dafür eine extra Mailadresse zu verwenden. Ich finde es ziemlich bedenklich, daß man diesen Sachverhalt erst nach dem Kauf des Radios erfährt.

3 Antworten to “Internet-Radiogerät „IP-dio mini“”

  1. Anonymous said

    Mit nur drei dürren Sätzen weist die Bedienungsanleitung auf den Dienst von reciva hin. Das ist schon seltsam, denn über diesen Dienst werden die meisten erweiterten Funktionen des Radios konfiguriert. Dort kann man die angebotenen Radiostationen in eine interne Favoritenliste eintragen, welche automatisch auf das Radio übertragen wird. Man kann natürlich auch eigene Streams definieren, dazu später mehr.

    Jaha,und der 5 millionste account?
    Wenn ja:
    Ich versteh nicht was das soll,denke das sämtliche Funktionen die auf der Website möglich sind,auch mit dem eigenen pc problemlos realisierbar wären.

  2. princo said

    Ich war zuerst auch überrascht, wie stark das Radio an diesen reciva-Dienst gekoppelt ist. Allerdings habe ich dann doch einige Vorteile feststellen können: da verschiedene Hersteller diesen Dienst in ihren Radios implementiert haben UND sich dort auch ein großer Community-Bereich gebildet hat, wirkt sich das z.B. positiv auf die Einteilung der Sender in die richtigen Genre-Kategorien aus, da die Nutzer diese Einteilungen verbessern können. Außerdem werden die Streams von reciva auch auf Erreichbarkeit getestet. Das hat den angenehmen Effekt, daß in den Senderlisten auf dem Radio nur Stationen auftauchen, die auch wirklich senden.

    Was ich im obigen Artikel nicht untergebracht habe, ist der Fakt, daß es durchaus möglich ist, sehr tiefgreifende Hacks am Radio durchzuführen. Wen das interessiert, für den ist das Sharpfin Project genau das Richtige. Ich habe es allerdings noch nicht selbst ausprobiert.

  3. princo said

    Im Artikel Part zum Thema Datenschutz angefügt.

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